Umwelt

Rückstände

Verbrennungsrückstände

Sowohl bei dem eigentlichen thermischen Behandlungsschritt als auch im Zuge der Rauchgasreinigung fallen verschiedene feste Abfälle an. Bei der MVA Hamm sind dies:

  • Schlacke (unverbrannte Bestandteile aus dem Siedlungsabfall)

    Die Schlacken werden unaufbereitet zu einem Vertragsunternehmen gefahren. Dort findet die Aufbereitung statt. Die unterschiedlichsten Metalle werden mittels Magnetabscheider, NE-Abscheider (Nicht-Eisen-Metall) sowie per Hand aussortiert und dem Recycling zugeführt. Des Weiteren werden die unverbrannten Bestandteile (u.a. Wurzeln, Papier) herausgetrennt. Die mineralische Fraktion wird nach einer Siebung dann als Baustoffersatz z. B. im Straßen- und Deponiebau eingesetzt.

  • Flugstaub (grobe Stäube aus der Rauchgasreinigung)

    Die groben Flugstäube werden im Zyklon abgeschieden. Mittels Förderanlagen gelangen sie in ein großes Silo. Die Stäube werden in einem Vertragsunternehmen mit anderen mineralischen Reststoffen aufbereitet und als Versatzmaterial in Salzbergwerken eingesetzt.

  • Reaktionssalze (feine Stäube und Reaktionsprodukte aus der Rauchgasreinigung)

    Die Reaktionssalze entstehen durch:

    die Reaktion der Kalkmilch mit den sauren Bestandteilen des Rauchgases
    der Zudosierung der Adsorptionsmittel und
    den Feinstäuben.

    Die Reaktionssalze werden im Gewebefilter abgeschieden und in ein großes Silo befördert. Die Reaktionssalze werden wie die Stäube entsorgt.

  • IN DER ABBILDUNG WIRD EINE MASSENBILANZ DER MVA DARGESTELLT. SIE ZEIGT VEREINFACHT DIE IN- UND OUTPUTSTRÖME FÜR DAS SYSTEM "MVA HAMM".

    Bei der Verbrennung findet eine Gewichtsreduktion des Abfalls um ca. zwei Drittel und eine Volumenreduktion auf ein Zehntel statt.

Energie

Stromerzeugung

Der Abfall verbrennt selbstständig, ohne separate Zufuhr von heizwertreichen Abfällen (wie Papier, Holz, Verpackungen, etc.) bzw. Primärenergie (wie Gas, Öl, Kohle). 
Die bei der Verbrennung entstehenden Rauchgase werden in einem Vierzug-Natur-Umlaufkessel auf 230 °C bis 280 °C abgekühlt. Die dabei erzeugte Dampfmenge wird den 3 Turbinen/Generatoren-Anlagen zur Stromerzeugung (installierte Leistung ca. 24,7 MW) zugeführt. Die Dampfmenge pro Kessel beträgt ca. 25 t/h bei einer Heißdampftemperatur von 400 °C und einem Dampfdruck von 40 bar.

Für den Betrieb der Anlage werden ca. 20 bis 25 % des erzeugten Stromes benötigt (Saugzug, Pumpen, Antriebe, etc.), der überwiegende Teil wird an die Stadtwerke Hamm GmbH verkauft. Dies entspricht über 80.000 MWh pro Jahr. Somit könnten rechnerisch fast 50 % der Haushalte in Hamm mit dem Strom der MVA Hamm versorgt werden. 

Seit Dezember 2011 wird das komplette Fernwärmenetz mit der Abwärme der MVA versorgt - ca. 120.000 MWh pro Jahr. 

Wirkungsgrad

Durch die Verbrennung der Abfälle wird mehr Energie erzeugt und zurückgewonnen, als beim Verbrennungsvorgang verbraucht wird. Die Kennzahl "Anlagennutzungsgrad" muss über 1 liegen, die Kennzahl der MVA Hamm liegt bei 2,3. Der Energienutzungsgrad (Kennzahl zur Beschreibung, wie viel Prozent der freigesetzten Energie genutzt werden kann) liegt bei der MVA Hamm bei über 80 %.

Da auch der Kesselwirkungsgrad über 75 % liegt, kann man belegen, dass der Abfall energetisch verwertet wird.

Klimarelevanz

Biomasse setzt bei der Verbrennung genauso viel CO2 frei, wie vorher beim Wachstum aufgenommen wurde. Somit ist Biomasse bei der Verbrennung klimaneutral, im Gegensatz zu den fossilen Energieträgern Kohle, Öl, Gas. 

Siedlungsabfälle bestehen zu über 60 % aus Biomasse. Nach dem Entwurf zur Novellierung des Erneuerbaren Energiengesetzes (EEG) zählt der Strom aus Müllverbrennungsanlagen als regenerativer Strom, der allerdings im Gegensatz zu Strom, z.B. aus der Verbrennung von Altholz in Biomassekraftwerken, durch dieses Gesetz keine zusätzliche Vergütung erhält.

Unter dem Blickwinkel des Klimaschutzes sind nur die fossilen Prozessemissionen relevant, die mit ca. 350 kg CO2 pro Tonne verbrannten Abfalls angegeben werden. Die thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland tragen somit nur weniger als ein halbes Prozent (4,7 Mio. t CO2) zu den Gesamtemissionen an Treibhausgasen in Deutschland bei (971,6 Mio. t in 2001).

Die thermische Behandlung von Siedlungsabfällen schont somit zum einen die natürlichen fossilen Energieträger und zum anderen finden auch im erheblichem Maße Vermeidungen von Treibhausgasemissionen statt. So trägt der in der MVA Hamm produzierte Strom zum Klimaschutz bei, wie folgende Betrachtung zeigt:

Bei der Verbrennung von Abfall entstehen etwa 75.000 t klimarelevantes CO2 (aus den fossilen Bestandteilen). Gleichzeitig werden ca. 140.000 MWh Strom produziert. Dieser regenerative Strom "ersetzt" Strom aus konventionellen Kraftwerken, der sonst zusätzlich produziert werden müsste. Berücksichtigt man die vermiedenen CO2-Emissionen vom zu substituierenden Energieträger mit den unterschiedlichen CO2-Emissionsfaktoren, kann man eine fiktive Gutschrift erteilen (Substitutionsansatz). Wird ein Emissionsfaktor von ca. 1.100 kg CO2 pro MWh für die Stromerzeugung (Grundlast durch Braunkohle) zu Grunde gelegt, ergibt sich eine "Gutschrift" von ca. 70.000 t CO2. Die vermiedenen CO2 Emissionen sind durch den Fernwärmeanschluss gestiegen, sodass sie höher sind, als die MVA Hamm tatsächlich emitiert.